Mit der Neugestaltung des Pontier N°01 Sessels ist nicht nur ein hochwertiges Möbelstück entstanden, damit ging auch eine Reise in die Vergangenheit meiner Familie einher. Durch die neu entdeckten Skizzen, Modelle und Geschichten ist die Arbeit meines Großvaters wieder erwacht. Diese Reise hat mir viele neue Einblicke gegeben in sein Schaffenswerk als Designer und ein neues Verständnis für seinen visuellen Stil entstehen lassen.
Ich erinnere mich, dass es in unserem Haus immer eine Vielzahl von Möbeln und Gegenständen gegeben hat, die mein Großvater entworfen hatte. Sie wurden nicht mit der Zeit ausgemustert, sondern an die nächste Generation weitergegeben. Sie haben mich in meiner Kindheit begleitet und erinnern mich immer noch an Zuhause. Sie repräsentieren meines Großvaters Vorstellung von Zuhause: dauerhaft, kompromisslos, komfortabel und mit viel Liebe zum Detail gemacht. Und das macht diese Möbel so besonders.
Mein Großvater Adrianus Jacobus Pontier wurde 1922 in Maasdijk (Niederlande) geboren. Als Sohn eines Predigers wurde erwartet, dass er Pastor werden würde, aber er wählte einen anderen Weg. Nach dem Krieg arbeitete er in einem Möbelhaus in Rotterdam und realisiert, dass er Innenarchitekt / Designer werden wollte. Bald darauf begann er sein Studium an der Königlichen Kunstakademie in Den Haag. Nach dem Studium eröffnete er eigene Architektenfirma “Ad Pontier” in Maasdijk. Gleichzeitig war er an der Königlichen Kunstakademie, als Lehrer für Design tätig.
Eines seiner größten Projekte war die Einrichtung niederländischer Pavillons auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel, an der auch der berühmte niederländische Designer Gerrit Rietveld beteiligt war. Später entwarf er zusammen mit dem niederländischen Künstler Toon Hendriksen ein innovatives Glasgewächshaus in Boskoop (NL), ein Gebäude, das seiner Zeit weit voraus war.
Leider habe ich meinen Großvater nicht persönlich gekannt, da er 1968 im Alter von 45 Jahren gestorben ist. Aber es ist erstaunlich, dass wir viele gemeinsame Interessen haben. Da ich immer eine besondere Bindung zu den Kreationen meines Großvaters gefühlt habe, habe ich viele Jahre mit der Idee gespielt etwas mit seinen Möbeln zu machen. In das Jahr 2015 begann ich dann der Entwicklung des ersten Prototyps.
Leider sind keine Originalzeichnungen des Pontier N° 01 Sessel erhalten. Der Sessel musste komplett neu vermessen und gezeichnet werden. Durch diesen intensiven Prozess fing ich an Stil-Merkmale zu sehen und zu erkennen, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Es gab auch mehrere Gelegenheiten, wo zum Beispiel Winkel und Maße des ursprünglichen Sessel meinen Erwartungen genau entsprachen. Ich habe bei diesem Projekt mit Hans, dem Tischlermeister, zusammengearbeitet. Wir haben die ursprüngliche Konstruktion analysiert und modernen Produktions-und Qualitätsstandards angepasst.
Der ursprüngliche Stuhl war viel kleiner und wurde eindeutig für Menschen der 50er Jahre hergestellt. Durch einen Test mit Familie und Freunden verschiedener Generationen zeigte sich deutlich, dass das Original ein bisschen zu klein war für Menschen unserer Zeit. Der Prototyp mit etwas größeren Abmessungen erlaubt eine bessere Sitzposition. Die altmodische Federkonstruktion wurde ebenfalls durch hochwertigen, haltbaren Schaum ersetzt, der noch mehr Komfort bietet. Ich habe den originalen Cord durch einen modernen hochwertigen Wollstoff von Kvadrat ersetzt.
Die dänische Marke Kvadrat Molly 2 Serie wurde von Åsa Pärson entworfen und ist aus handverlesenen Wolle aus Norwegen und Neuseeland gewebt. Ungefärbte Wolle ist die Grundlage der web muster der Molly 2-Serie. Jede Rolle des Stoffes ist einzigartig, ohne den Einsatz von Chemikalien und gibt dem neu gestalteten Pontier N°01 Sessel seine eigene Identität.
Vor kurzem haben wir auch eine reine Anilin-Leder-Version und einen farbenfrohen Hallingdal 65 Wollstoff von Kvadrat eingeführt.
Der intensive Design- und Entwicklungsprozess machte es zu einem sehr persönlichen Projekt für mich. Durch den komplizierten Prozess der Dekonstruktion des Pontier N°01 Sessels im Hinblick auf heutiges Interieur ist die Design-Identität meines Großvaters für mich noch deutlicher geworden.
